Die Pillnitzer Laborforschungen wurden in den letzten Jahren u.a. im Rahmen von Tagen der offenen Tür vorgestellt. Beim Freisetzungsvorhaben fehlte bislang die Transparenz. Die Öffentlichkeit erfuhr nur durch die amtlichen Mitteilungen und durch die Arbeit von GentechnikkritikerInnen davon. Erst auf Druck besorgter Pillnitzer Anwohner sah sich das Institut genötigt, im September eine Informationsveranstaltung durchzuführen. Auch in diesem Rahmen wurden Informationen zu Risiken der Freisetzung nur nach intensivem Nachfragen des Publikums gegeben.
Um die Verbreitung des Pollens der genmanipulierten Bäume
zu unterbinden, sollen bis auf einen Ast die Büten entfernt
werden. bei den restlichen Blüten sollen die
Staubgefäße entfernt werden und der Ast
anschließend in eine Tüte gepackt werden. Was aber,
wenn die Tüte zerreißt, vom Sturm davongetragen oder
von Besuchern zerstört wird?
500 Bäume zu „entblüten“, bei den
Blüten jeweils eines Astes die Staubgefäße zu
entfernen und anschließend den Ast einzutüten - und
das alles mit 100prozentiger Genauigkeit - das dürfte nicht
zu schaffen sein. Wie soll das dann erst bei 10000 Bäumen
werden? Bislang gab dafür auch keine Tests mit
nicht-genmanipulierten Bäumen.
Die Pflanze produziert permanent Antibiotika. Dieses kann auch in der Umgebung landen oder in den Früchten, welche dann von Tieren verbreitet werden.
Es soll mit dem Experiment auch erforscht werden, ob und wie sich
die in der Pflanze veränderten Gensequenzen und die
Folgeprodukte verbreiten. Gegen eine Ausbreitung im Boden gibt es
keine Vorsorgemaßnahmen.
Wenig bekannt sind bislang die Wirkungsweisen des sog.
horizontalen Gentransfers. Dabei werden freie Gene z.B. aus
Abbauprodukten wie Laubkompost in andere Organismen eingebaut.
Das Flurstück 369 befindet sich im ausgewiesenen Überschwemmungsgebiet der Elbe. Es kann passieren, daß zur Zeit der Obstblütte die vorgesehenen Maßnahmen nicht oder nur teilweise durchgeführt werden können, weil die Bäume nicht erreichbar sind.
Die Pillnitzer Antragsteller werden nicht müde zu
erklären, daß mit dem Freilandexperiment lediglich
Grundlagenforschung betrieben wird. Das stimmt und es stimmt
nicht. Diese Forschung schafft Grundlagen für eine
spätere kommerzielle Nutzung der gewonnenen Erkenntnisse.
Die Forscher sind moralisch nicht nur für die Folgen des
Experiments verantwortlich, sondern auch für die
spätere kommerzielle Verwertung der Ergebnisse.
Dieser Verantwortung sind sie sich nicht bewußt. wir halten
sie deshalb für ungeeignet, ein solch risikoreiches
Experiment durchzuführen.
Das Institut für Obstforschung ist eine Einrichtung des Bundes. Die Forscher gehen kein persönliches Risko ein, weil im Fall von Schäden durch das Experiment die Bundesrepublik haften muß. Damit wird auch das finanzielle Risiko des Experiments auf die Bürger verlagert.
Darüberhinaus gibt es prizipielle Bedenken gegen die Freisetzung genmanipulierter Organismen. Mehr dazu im Punkt "Hintergründe"